07.10.2024
Tech-Unternehmen können über ihre eigene Geschäftstätigkeit hinaus zum Klimaschutz beitragen. Alexander Gührer, unser Director of Sustainability and Procurement, erklärt wie.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema: Für Ihre Kundschaft, die Personen, die in Ihr Unternehmen investieren und Ihr Unternehmen selbst.
Aber wo fangen Sie damit an? Wie können Mitarbeitende über die Möglichkeiten nachhaltigen Handelns aufgeklärt werden? Und wie lassen sich Führungskräfte davon überzeugen, dass Nachhaltigkeit im Interesse des Unternehmens ist?
Als Director of Sustainability and Procurement bei TeamViewer beschäftige ich mich regelmäßig mit diesen Fragen. Im folgenden Artikel möchte ich einige meiner Erkenntnisse weitergeben.
Jedes Unternehmen sollte daran interessiert sein, unseren Planeten zu erhalten. Deswegen gibt es Gesetze und Richtlinien, die Unternehmen dazu verpflichten, sich eigene Nachhaltigkeitsziele zu setzen und regelmäßig darüber zu berichten.
Aber die Tech-Branche sollte sich zum Ziel setzen, mehr als nur das zu tun, wozu sie gesetzlich verpflichtet ist. Unsere Branche kann nachhaltiges Handeln für alle ermöglichen. Deswegen sollten wir beim Thema Nachhaltigkeit ganz vorne mit dabei sein.
Tech-Unternehmen können ihren Innovationsgeist dafür nutzen, nachhaltigere Produkte und Prozesse zu entwickeln. Indem sie Technologien anbieten, die anderen dabei helfen, Emissionen zu senken (beispielsweise durch die Reduzierung von Geschäftsreisen), können sie einen positiven Beitrag leisten, der über die eigenen Geschäftstätigkeiten hinausgeht.
Die Tech-Branche befindet sich also in einer einflussreichen Position und kann den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt entscheidend voranbringen.
Die meisten Unternehmen haben inzwischen erkannt, wie wichtig nachhaltiges Handeln ist. Aber viele glauben immer noch, dass Nachhaltigkeit ihren Gewinn schmälert.
Aber das stimmt in vielen Fällen nicht. Unternehmen können oft nachhaltig handeln und gleichzeitig Kosten senken: Erneuerbare Energien sind mittlerweile durchaus günstiger als fossile Energieträger. Und wer Remote-Software nutzt, um technische Probleme zu lösen, hat sowohl weniger Kosten als auch Emissionen (da beispielsweise Geschäftsreisen auf diese Weise überflüssig werden).
Gesetzliche Vorgaben können sogar dazu führen, dass es teuer werden kann, das Thema Nachhaltigkeit zu ignorieren. Die CO2-Bepreisung in Deutschland zum Beispiel straft Individuen und Unternehmen ab, die ihre Emissionen nicht verringern.
Und das ist noch nicht alles.
Viele Investmentfonds berücksichtigen mittlerweile sogenannte ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance; auf Deutsch: Umwelt, Soziales, verantwortungsvolle Unternehmensführung). 50% aller professionellen Investierenden gaben 2023 an, ihre ESG-Investitionen ausweiten zu wollen. Das heißt, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit priorisieren, es in Zukunft leichter haben werden, Investitionen zu erhalten.
Und das ist nur der finanzielle Aspekt. Daneben gibt es viele andere Gründe, nachhaltig zu handeln. So verbessern Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, auch ihr Markenimage und werden zu einem attraktiveren Arbeitgeber.
Viele Führungskräfte wollen ihr Unternehmen nachhaltiger machen, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen.
Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sollte immer sein, die eigene CO2-Bilanz zu berechnen.
Danach hängt es von der Größe Ihres Unternehmens, der Branche und den Gegebenheiten vor Ort ab, welche weiteren Schritte notwendig sind. Fragen Sie sich, welche Themen für Sie und Ihre Mitarbeitenden besonders wichtig sind.
Es ist sinnvoll, zuerst die Ziele anzugehen, die am leichtesten erreichbar erscheinen. TeamViewer zum Beispiel war von Anfang an ein nachhaltiges Unternehmen, lange bevor wir begonnen haben, das Thema Nachhaltigkeit systematischer anzugehen.
Die Produkte von TeamViewer haben es Menschen schon immer ermöglicht, unnötige Reisen zu vermeiden und damit CO2 einzusparen. Und unser diverses Team von Menschen aus über 80 Ländern bringt zahlreiche Perspektiven mit ein, wenn es darum geht, nachhaltigere Lösungen zu entwickeln.
Unabhängig davon, in welchem Bereich Ihr Unternehmen tätig ist: Die Menschen um Sie herum haben vielleicht schon die richtige Einstellung. Es geht also vor allem darum, sich auszutauschen, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, sich zu engagieren und Strukturen zu schaffen.
Wenn es darum geht, ein Unternehmen klimafreundlicher zu machen, ist es wichtig, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen.
Natürlich ist es möglich, den ganzen Tag im eigenen Büro zu sitzen und sich Maßnahmen auszudenken, Ziele zu definieren und Berichte zu lesen. Aber die Dynamik, die ein Unternehmen braucht, um wirklich nachhaltig zu werden, entsteht dadurch nur selten.
Ich finde es besser, transparent zu sein und den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, Teil des Wandels zu sein. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind vielen Menschen bereits sehr wichtig. Wenn sie die Möglichkeit erhalten, sich und ihre Ideen einzubringen, werden sie sie auch nutzen.
Bei TeamViewer haben wir fünf (bald sechs) C-A-R-E Arbeitsgruppen in denen Beschäftigte aktiv an unseren Nachhaltigkeitszielen mitarbeiten. Diese Gruppen definieren auch ihre eigenen Ziele, die von meinem Team geprüft und dann unserem Vorstand vorgelegt werden.
Glücklicherweise unterstützen die Senior Leader von TeamViewer diesen Prozess. In anderen Unternehmen kann es aber schwieriger sein, die Führungskräfte zu überzeugen.
Dann hilft es, das Thema Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichen Argumenten zu verknüpfen. Setzen Sie sich mit den Konsequenzen auseinander, die ein Verzicht auf nachhaltige Praktiken mit sich bringt – für Ihr Unternehmen, Ihre Branche und Ihre Kundschaft.
Mögliche Bußgelder, sinkende Nachfrage und Fachkräfte, die das Unternehmen verlassen – das sind Argumente, die aufmerksam machen. Danach lässt sich gut über die Chancen nachhaltigen Handelns sprechen und darüber, wie es konkret umgesetzt werden kann.
Es ist keine einfache Aufgabe, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten. Das gilt umso mehr, wenn man bei Null anfangen muss.
Denn da Nachhaltigkeit als unternehmerische Aufgabe noch sehr neu ist, muss oft ein neues Team zusammengestellt werden. Es gibt keine existierenden Strukturen oder Best Practices, auf die dabei zurückgegriffen werden könnte.
Auch die Verteilung von Mitteln und Personal auf die anstehenden Aufgaben kann eine Herausforderung sein. Wenn ein Team gleichzeitig das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln stärken, Risiken reduzieren und neue Chancen identifizieren soll, kann es schnell an seine Grenzen stoßen.
Eine weitere Herausforderung stellt die sich ständig ändernde Gesetzgebung dar. Jedes Mal, wenn eine neue Vorschrift in Kraft tritt, muss vor allem sichergestellt werden, dass das unternehmerische Handeln damit in Einklang steht.
Entscheidend für den Umgang mit diesen Herausforderungen ist das Festlegen von Prioritäten. Wenn das Nachhaltigkeitsteam und das Senior Management bei der Einschätzung von Risiken und Chancen zusammenarbeiten, ist es einfacher herauszufinden, was für das Unternehmen am wichtigsten ist. Die Zuteilung von Ressourcen kann dann anhand dieser Prioritäten erfolgen.
Nachhaltigkeit ist nicht nur Teil der Unternehmenskultur von TeamViewer. Sie ist auch ein zentraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells. Unsere Technologie ermöglicht es Menschen, Probleme zu lösen, ohne dass sie an den Ort des Geschehens fahren müssen. Damit tragen wir täglich zur Vermeidung von CO2-Emissionen bei.
Um unseren Beitrag zum Klimaschutz anschaulicher zu machen, haben wir mit Five Glaciers Consulting zusammengearbeitet. Wir wollten herausfinden, wie viel CO2 durch die Produkte von TeamViewer eingespart wird.
Dafür wurden Daten gesammelt und unsere Kundschaft befragt. Aus den Ergebnissen wurde die Menge an CO2 berechnet, die 2022 durch die Nutzung von TeamViewer Produkten eingespart wurde, abzüglich der Emissionen, die die Software selbst erzeugt.
Und die Ergebnisse sind beeindruckend: TeamViewer hat 2022 dabei geholfen, 41 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden.
Auch zukünftig wollen wir durch Innovation einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Es geht nicht darum, eine bestimmte Zahl zu erreichen. Viel wichtiger ist es, immer wieder neue und bessere Wege zu finden, wie unsere Kundschaft ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele erreichen kann.
Deswegen sind wir im ständigen Austausch mit unserer Kundschaft. Wir möchten wissen, wie sie unsere Produkte nutzen, um unnötige Reisen zu vermeiden und CO2 einzusparen. Diese Informationen helfen uns dabei, noch bessere Produkte und Features zu entwickeln.
Tech-Unternehmen befinden sich in einer besonders wichtigen Position wenn es darum geht, nachhaltiges Handeln voranzubringen. Wir können nicht nur unsere eigenen Prozesse verbessern, sondern auch anderen dabei helfen, das gleiche zu tun.
Das hilft unserem Planeten und allen, die darauf leben. Und weil Kundschaft und Kapitalmärkte Nachhaltigkeitsinitiativen belohnen, macht es auch finanziell Sinn.
Für Unternehmen ist es an der Zeit, noch nachhaltiger zu werden. Meiner Erfahrung nach liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, die Mitarbeitenden in diesen Prozess mit einzubeziehen. Ein offener Austausch über alle (nicht-)finanziellen Risiken und Chancen hilft, die Unternehmensleitung zu überzeugen.
Es es nie leicht, als Unternehmen nachhaltiger zu werden. Aber unabhängig davon, ob man es von einem ethischen, strategischen oder finanziellen Standpunkt aus betrachtet: Es lohnt sich immer.
Durch Zusammenarbeit, Zugänglichkeit, weniger Emissionen und Gerechtigkeit.