06.10.2022

Kommissionierung erklärt: Systeme, Verfahren und Vorteile

  • Frontline Worker digitalisieren
  • Die Kommissionierung ist einer der grundlegenden Prozesse in der Logistik und entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens – denn eine fehlerfreie und pünktliche Auftragserfüllung stellt Ihre Kunden zufrieden und hilft Unternehmen, sich im Wettbewerb zu behaupten. Wir zeigen Ihnen, was Kommissionierung beinhaltet, welche Systeme und Verfahren es gibt und welche Lösung sich für Ihr Unternehmen am besten eignet. [Von Lisa Gruber]

    Kommissionierung ist die Zusammenstellung von Artikeln aus einem Sortiment gemäß einem vorgegebenen Auftrag.

    Kommissionierung ist also ein Prozess, bei dem Waren bereitgestellt werden. Die Aufträge unterscheiden sich, aber der Prozess bleibt immer derselbe: Bestellt ein Kunde z. B. ein Produkt bei einem Online-Händler, muss dieser Auftrag ebenso kommissioniert werden wie ein Auftrag aus der Produktion für die Bereitstellung von benötigtem Material. Der Mitarbeitende, der die Kommissionierung durchführt, hat unterschiedliche Bezeichnungen, z. B. Lageristin, Kommissionierer, Lagermitarbeitender oder Picker.

    Schnelle, effiziente und fehlerlose Kommissionierung ist wichtig für jedes Unternehmen, denn gute Kommissionierung bedeutet guten Kundenservice. Und zufriedene Kunden sind oft der entscheidende Faktor in Bezug auf Wettbewerbsfähigkeit und damit Umsatz. Die Kosten einer fehlerhaften Auftragserfüllung sind hoch: Werden etwa die falschen Komponenten an eine Produktionslinie geliefert, kommt der gesamte Fertigungsprozess zum Stillstand, bis die richtigen Teile schließlich ordnungsgemäß bereitgestellt werden können.

    Kommissionierung ist allerdings meistens sehr personalintensiv und verursacht hohe Kosten. Das Ziel vieler Unternehmen ist es deshalb, in diesem Bereich Kosten zu senken, Prozesse zu optimieren und die Qualität zu steigern.

    Welche Kommissioniersysteme gibt es?

    Grundlegend gibt es zwei verschiedene Arten von Kommissioniersystemen: maschinelle und manuelle.

    Maschinelle Kommissioniersysteme

    Hier werden die Waren nicht von Menschen entnommen, sondern das Picking erfolgt computergesteuert und somit automatisch durch Kommissionierautomaten oder Kommissionierroboter. Maschinelle Systeme sparen Personalkosten, sind weniger fehleranfällig und deutlich schneller als Menschen.

    Sie erfordern jedoch hohe Investitionskosten und fortwährende Aufwendungen für die Instandhaltung. Hinzu kommt, dass diese Systeme deutlich unflexibler sind als manuelle.

    Manuelle Kommissioniersysteme

    Hier werden die Waren von Menschen von Hand gepickt, zusammengestellt und abgegeben.

    Manuelle Systeme sind weitverbreitet, weil sie ausgesprochen flexibel sind: Der Mensch kann sich an Veränderungen der Rahmenbedingungen (wie neue Verpackungsgrößen, neue Artikel etc.) schnell und problemlos anpassen.

    Kommissionierverfahren: Vorteile und Herausforderungen

    Wenn es an die Auftragserfüllung selbst geht, stehen innerhalb der manuellen Systeme verschiedene Verfahren zur Verfügung. Wir stellen einige davon vor und werfen einen Blick auf ihre Vorteile sowie Herausforderungen, die sie oft mit sich bringen.

    Pick-by-Paper

    Alle Informationen zum Auftrag (Artikelart, Anzahl, Lagerort) stehen hier auf einer ausgedruckten Kommissionierliste, auch Pickliste genannt. Anhand dieser Angaben entnehmen die Picker die gewünschten Artikel. Danach bestätigen sie die Entnahme auf der Liste, meist einfach durch Abhaken.

    Diese Methode ist einfach umzusetzen und die Mitarbeitenden können schnell geschult und eingelernt werden. Alles in allem ist Pick-by-Paper günstig umzusetzen, da sich die anfänglichen Investitionskosten in Grenzen halten. Die Arbeitsabläufe lassen sich außerdem leicht anpassen, was diese Lösungen ausgesprochen flexibel macht.

    Allerdings ist das Verfahren auch im höchsten Maß fehleranfällig, da Menschen eine wichtige Rolle spielen. Die Kommissionierung ist außerdem sehr zeitaufwendig: Beispielsweise müssen neue Aufträge extra ausgedruckt und abgeholt oder auch mehrmals bearbeitet werden. Zusätzlich ist keine Echtzeit-Kommunikation mit dem Lagerverwaltungssystem möglich, was eine Fehlerkontrolle an dieser Stelle verhindert und Zeit kostet.

    Pick-by-Scan/Pick-by-MDE

    Hier sehen die Picker die Kommissionierliste auf einem mobilen Datenerfassungsgerät (MDE). Mit dem integrierten Barcode-Scanner quittieren sie die Entnahme am Regal oder am Produkt.

    Das Pick-by-Scan-Verfahren ermöglicht es den Pickern, mithilfe digitaler Informationen zu arbeiten. Dadurch werden analoge Kommissionierlisten obsolet. Zusätzlich ist eine Echtzeit-Kommunikation mit dem Lagerverwaltungssystem möglich. Ein Lagerverwaltungssystem verwaltet, steuert und optimiert alle Prozesse innerhalb eines Lagers. Das System behält den Überblick über den gesamten Bestand, von der Anlieferung bis die Artikel das Lager nach der Kommissionierung verlassen.

    Diese Kommunikation mit dem Lagerverwaltungssystem führt zu weniger Fehlern und beschleunigt die internen Prozesse, da das System den Bestand direkt nach dem Scannen in Echtzeit anpasst.

    Dennoch muss der Mitarbeitende einen Scanner halten und hat höchstens eine Hand frei. Auch ist die Bedienoberfläche bei diesen Lösungen oft wenig intuitiv. Dies führt zu längeren Einarbeitungszeiten für neue Mitarbeitende und kann sie unter Umständen durcheinanderbringen, so dass sie mehr Fehler machen und Zeit verlieren.

    Pick-by-Light

    Hier gibt es keine Pickliste, die Informationen zum Auftrag bekommt der Kommissionierende direkt im Lager: An den Warenregalen befinden sich kleine LEDs, die aufleuchten und den Pickern so zeigen, aus welchem Regal sie die Ware entnehmen sollen. Digitale Displays daneben teilen ihnen die gewünschte Menge mit. Nach dem Picken bestätigen die Lagermitarbeitenden die Entnahme durch das Drücken einer Taste am Regal.

    Auch diese Lösung funktioniert ohne ausgedruckte Listen, hier hat der Kommissionierende außerdem beide Hände frei. Weniger Suchzeiten führen zu schnellerer Auftragserfüllung. Ebenso erlernen die Mitarbeitenden die Arbeitsabläufe in der Regel rasch.

    Die Investitionskosten sind hier jedoch hoch, da Pick-by-Light-Lösungen in der Regel spezielle infrastrukturelle Änderungen im Lager erfordern. Deshalb ist es oft kompliziert, Arbeitsabläufe anzupassen, was diese Lösungen eher unflexibel macht. Oft ist es außerdem nicht möglich, individuelle Vorgaben für die Kommissionierenden festzulegen: Das Lichtsignal wird allen angezeigt, sodass nur ein Mitarbeitender pro Gang möglich ist.

    Pick-by-Voice

    Hier trägt der Lagermitarbeitende ein Headset, das an ein Datengerät angeschlossen ist. Das Kommissioniersystem schickt die Aufträge an das Gerät, das danach per Sprachausgabe dem Kommissionierenden die notwendigen Informationen übermittelt. Die Lageristinnen und Lageristen interagieren mit dem System ebenfalls per Spracheingabe und können so z. B. die Warenentnahme quittieren.

    Die Lagermitarbeitenden arbeiten wiederum beleglos und haben beide Hände frei. Auch hier kann das Lagerverwaltungssystem synchron die Kommissionierung überwachen und den Bestand direkt anpassen.

    Dennoch ist der Zeitaufwand bei Pick-by-Voice-Lösungen unter Umständen höher: Die Picker müssen alle Informationen wie Artikelnummern per Spracheingabe eingeben. Zusätzlich isoliert das Headset die Mitarbeitenden voneinander und erschwert die Kommunikation. Außerdem ist die Arbeit mit Pick-by-Voice-Systemen für die Kommissionierenden äußerst eintönig, da sie keinen Multimedia-Zugang haben und die benötigten Informationen nur auf eine einzige Art erhalten. Darüber hinaus dauert es länger, Audio-Signale zu verarbeiten, als dies bei visuellen Informationen der Fall ist. Das kann zu Unzufriedenheit bei den Mitarbeitenden und zu einer höheren Fluktuationsrate führen.

    Pick-by-Vision

    Bei Pick-by-Vision-Lösungen erfolgt die Kommissionierung durch Smart Glasses oder Head-Mounted Displays (HDM), welche die Lagermitarbeitenden tragen. Mithilfe von Augmented-Reality-Technologie haben die Picker alle Informationen zum Auftrag direkt im Sichtfeld: Sie sehen nicht nur, wo der Artikel sich befindet, die Smart Glasses oder HDMs zeigen ihnen auch den Artikel selbst – als reine Artikelnummer oder als Produktbild – sowie die gewünschte Menge. Die Lageristinnen und Lageristen bestätigen die Entnahme per Scan. Dieser erfolgt entweder direkt mithilfe der in die Smart Glasses integrierten Kamera oder mit einem über Bluetooth verbundenen Scanner wie ergonomische Ring- oder Handgelenkscanner oder tragbare RFID-Technologie. Der Scan über die Kamera eignet sich für Fälle, in denen nur wenige Schritte bestätigt werden müssen. Ist die Kommissionierintensität hoch, sind Bluetooth-Scanner meist die bessere Wahl.

    Auch dieser Ansatz ermöglicht eine freihändige Kommissionierung. Pick-by-Vision-Lösungen reduzieren außerdem die Schulungs- und Einarbeitungszeiten für die Lageristinnen und Lageristen erheblich: Einfach zu befolgende Schritt-für-Schritt-Anleitungen liefern im richtigen Moment visuell genau die Informationen, welche die neuen Mitarbeitenden benötigen. Das beschleunigt ihren Lernprozess erheblich und bedeutet, dass sie fast sofort mit der Wertschöpfung beginnen können.

    Weiterhin sind keine Änderungen im Lager selbst erforderlich und die nahtlose Integration in das Lagerverwaltungssystem ist bei den meisten Pick-by-Vision-Lösungen ebenfalls Standard. Auch die Auftragserfüllung läuft rascher ab: Informationen werden in der Regel visuell schneller erfasst und bei diesen Lösungen sind die Anweisungen sofort auf den Displays der eingesetzten Geräte sichtbar. Abgesehen davon arbeiten die Lagermitarbeitenden dank der Wearables ergonomischer.

    Welches Verfahren ist das Beste für mein Unternehmen?

    Ausschlaggebend für die Entscheidung sind vordergründig wirtschaftliche Gesichtspunkte: Welche Investitionskosten habe ich und welche Betriebskosten fallen an? Eine Kosten-Nutzen-Analyse, bei der Sie alle potenziellen Kosten gegen den erwarteten Nutzen der von Ihnen bevorzugten Kommissionierlösung abwägen, ist in jedem Fall die beste Vorgehensweise.

    Sowohl Pick-by-Paper-, Pick-by-Scan-, Pick-by-Light- als auch Pick-by-Voice-Lösungen bieten Unternehmen einige Vorteile. Bestimmte Aspekte können sich jedoch für Unternehmen bei der Arbeit mit ihnen nachteilig auswirken. Vision Picking vereint alle Stärken der oben genannten Methoden in einer Lösung: Die Mitarbeitenden erhalten sowohl akustische Signale als auch leicht verständliche visuelle Anweisungen direkt in ihrem Sichtfeld. Pick-by-Vision-Lösungen müssen nicht aufwendig installiert werden, da die benötigten Geräte einer bereits bestehenden Lagerinfrastruktur einfach hinzugefügt werden können. Dies gewährleistet einen schnellen ROI. Und nicht nur Ihr Geschäft profitiert davon, auch den Kommissionierenden bringt es eindeutige Vorteile: Die Arbeit mit den Geräten ist äußerst ergonomisch und die Bedienung per Sprachbefehl ausgesprochen intuitiv.

    Vision Picking für Logistik und Lagerhaltung

    In vielen Unternehmen dominieren noch immer manuelle Logistikprozesse. Die TeamViewer Frontline Lösung xPick zielt auf einen gewinnbringenden Einsatz von Wearables in vielen Logistikprozessen.