19.02.2024
Jedes neue Jahr bringt technologische Innovationen mit sich, die unsere Art zu leben und zu arbeiten verändern. Mei Dent, Chief Product and Technology Officer bei TeamViewer, prognostiziert in unserem Artikel, welche Trends dieses Jahr prägen werden. Im Fokus stehen dabei die Konvergenz von IT und OT, die Nutzung von Edge Computing für Analysen mit Künstlicher Intelligenz (KI) und der Siegeszug von sogenannten Smart Factories.
IT/OT-Konvergenz bedeutet, dass die Informationstechnologie (IT) und die Betriebstechnologie (OT) eines Unternehmens in einem gemeinsamen System zusammengeführt werden. Durch diese Kombination verbessern Unternehmen ihre Abläufe und gewinnen wichtige Einblicke.
Für das Jahr 2024 sieht Dent eine wachsende Kluft zwischen Unternehmen, die IT und OT vereinen, und solchen, die noch nicht so weit sind. Erstere werden ihrer Meinung nach von Vorteilen wie einer verbesserten Effizienz und Qualität profitieren: „Durch die Zusammenführung von IT- und OT-Systemen können diese Unternehmen ihre Qualität und Produktivität steigern.”
Dent betont jedoch, dass es bei dieser Konvergenz um mehr geht als nur um Remote-Konnektivität: „Es geht auch darum, Betriebsdaten zu sammeln und zu analysieren, um die Automatisierung und Steuerung voranzutreiben und Augmented-Reality- oder Mixed-Reality-Technologie zu nutzen, um die Nutzungsfreundlichkeit und die Zusammenarbeit zu verbessern.” Dent prognostiziert, dass die IT/OT-Konvergenz für Unternehmen, die einen effizienten und skalierbaren Aftersales-Service anbieten wollen, von entscheidender Bedeutung sein wird. Denn durch die Integration von IT- und OT-Systemen können Informationen schneller und präziser ausgetauscht werden.
Sie prognostiziert ebenso, dass die IT/OT-Konvergenz in den Unternehmen auch deshalb zunehmen wird, da immer mehr digitale Zwillinge eingesetzt werden. Ein digitaler Zwilling ist ein virtuelles Modell, das ein reales Objekt exakt nachbildet. Mithilfe von Echtzeitdaten können auf diese Weise Simulationen durchgeführt, Probleme untersucht und Verbesserungen erarbeitet werden. Dent zufolge „verbessern [digitale Zwillinge] die Effizienz dort, wo komplexe Industriemaschinen zum Einsatz kommen, beispielsweise in Lagerhäusern, in der Logistik und in der Luftfahrt“.
Obwohl die IT/OT-Konvergenz deutliche Vorteile bietet, ist der Weg dorthin oft mit Herausforderungen verbunden. Einem kürzlich veröffentlichten Bericht von McKinsey zufolge hat die historisch gewachsene Divergenz zwischen IT- und OT-Systemen zur Entwicklung sehr unterschiedlicher Strukturen und Protokolle geführt. Durch diese Unterschiede entstehen systemische Barrieren, die den Weg zu einer vollständigen Konvergenz erschweren. Für Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen stellen wollen, hebt der Bericht fünf Schlüsselbereiche hervor: Konzertiertes Handeln, gemeinsame KPIs, die Harmonisierung zentraler und lokaler IT- und OT-Prozesse zur Verbesserung der Zusammenarbeit, der Aufbau neuer digitaler Kompetenzen und die Zentralisierung des Daten- und Sicherheitsmanagements.
Die Synergie zwischen Big Data und moderner KI hat ein neues Zeitalter der datengesteuerten Entscheidungsfindung eingeläutet. Unternehmen bieten sich beispiellose Möglichkeiten, große, komplexe Datensätze zu nutzen, um ihre Effizienz zu steigern und bahnbrechende Einblicke zu gewinnen.
Dent geht davon aus, dass Unternehmen im Jahr 2024 versuchen werden, vermehrt Edge-Technologie für KI-Analysen zu nutzen, um mehr aus ihren Datenbeständen herauszuholen. Der Begriff „Edge-KI“ bezieht sich auf Fälle, in denen die KI Daten am Rande eines Netzwerks verarbeitet – direkt in der Nähe der entsprechenden Daten. Diese lokale Verarbeitung auf den Geräten verringert die Abhängigkeit von der Cloud und ermöglicht Entscheidungen in Echtzeit. Laut einem Wevolver-Bericht von 2023 erkennen Unternehmen in der Fertigung sowie im Gesundheits- und Transportwesen zunehmend die Vorteile von Edge-KI.
Trotz Bedenken bezüglich der Cybersicherheit geht Dent davon aus, dass im Jahr 2024 mehr Unternehmen erkennen werden, dass die Vorteile von Edge-KI die Risiken überwiegen: „Nächstes Jahr werden wir mehr Investitionen im Edge-Bereich sehen, denn wenn es um KI-Analysen geht, kann sie mehr sein als ein einfacher Datensammler.“ Außerdem betont Dent, dass: „Unternehmen es sich nicht mehr leisten können, sie [Bedenken hinsichtlich Cybersicherheit und Regulierungen] als Grund dafür zu nutzen, die Daten, die sie haben, nicht zu verwenden. Sie müssen einen verantwortungsvollen Ansatz verfolgen.“
Dent zufolge sollte der Fokus auf Technologien liegen, die die Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöhen: „Führungskräfte sollten darauf achten, diese Technologien sorgsam umzusetzen und dabei den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Mitarbeitenden muss es ermöglicht werden, neue Fähigkeiten zu erlernen und wertorientierte Aufgaben zu übernehmen.” Ihrer Meinung nach wird eine verantwortungsvolle Einführung von KI dazu beitragen, dass die Beschäftigten produktiver, effizienter und präziser arbeiten können. Auf diese Weise können Unternehmen auch dem zunehmenden Fachkräftemangel begegnen.
Smart Factories sind ein zentraler Bestandteil von Industrie 4.0 und eine Priorität für Unternehmen der Produktionsbranche, die wettbewerbsfähig bleiben und krisenfest werden möchten.
Dent prognostiziert, dass es 2024 immer mehr intelligente Fabriken geben wird. Eine Smart Factory von Grund auf neu zu errichten, ist jedoch mit hohen Kosten verbunden. Deshalb nimmt sie an, dass bestehende Fabriken mithilfe intelligenter Technologie umgestaltet werden.
Dent ist der Ansicht, dass die Verfügbarkeit von Betriebsdaten in der Fabrikhalle ein entscheidender Schritt zur Entwicklung branchenspezifischer Lösungen und zur Steigerung der Effizienz ist. Der Deloitte Manufacturing Industry Outlook 2024 geht außerdem davon aus, dass wirtschaftliche Unsicherheit, angespannte Arbeitsmärkte und steigende Kosten die Herstellerfirmen noch stärker dazu bewegen werden, die Vorteile von Smart-Factory-Technologien zu nutzen.
Wenn es um konkrete Technologien geht, die zum Einsatz kommen werden, schreibt Dent Augmented Reality (AR) eine große Bedeutung zu. AR wird sich ihrer Meinung nach als wirksames Werkzeug für die Schulung von Beschäftigten und die Lösung von Problemen vor Ort erweisen.
AR-basierte Smart Glasses stellen den Mitarbeitenden Informationen in Echtzeit bereit und führen sie mithilfe visueller Anleitungen durch Prozesse. Auf diese Weise arbeiten Beschäftigte produktiver und effizienter: „Mithilfe von Smart Glasses und AR-Software leiten Fachleute aus der Ferne das Personal vor Ort unmittelbar an. Dadurch wird die Betriebszeit erhöht und Prozesse optimiert.“
Laut Forbes geben Unternehmen allein in den USA jährlich 413 Milliarden Dollar für informelle Schulungen am Arbeitsplatz aus. Der Einsatz von AR senkt die Kosten, da Beschäftigte nicht mehr für Schulungen anreisen müssen. Multimedieninhalte, interaktive Simulationen und Echtzeit-Anleitungen verbessern darüber hinaus die Lernerfahrung.
Dents Vorhersagen unterstreichen die Notwendigkeit für Unternehmen, die Konvergenz von IT- und OT-Systemen anzugehen, die Vorteile der Edge-Analytik optimistisch zu bewerten und bei der Umsetzung einen Ansatz zu bevorzugen, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht.
Die Technologie, die eine herkömmliche Fabrik in eine Smart Factory verwandeln kann, ist bereits vorhanden. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Branche die Gelegenheit nutzt, sich weiterzuentwickeln. Ansonsten riskieren es die Unternehmen, angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit und des Fachkräftemangels zurückzufallen.
In unserem digitalen Zeitalter kann die Offenheit für innovative Technologien darüber entscheiden, welchen Weg Unternehmen in den kommenden Jahren einschlagen werden. Sind Sie bereit für zukünftige Herausforderungen und Chancen?
Abonnieren Sie unseren Newsletter, um die neuesten Nachrichten rund um Edge Analytics, Smart Factories und mehr zu erhalten. The Tech Optimist ist Ihre Quelle für Informationen über aktuelle Techniktrends und die Auswirkungen, die sie auf unser Leben haben.